WULFEN. Wie sieht das Gemeindeleben in Zukunft aus? Welche Ziele haben wir, sind sie realistisch und wie können wir sie verwirklichen? Um diese Fragen zu beantworten, entwickelt die Pfarrei St. Matthäus, zu der die Gemeinden St. Barbara, Herz-Jesu und St. Matthäus gehören, derzeit einen lokalen Pastoralplan. Eine Steuerungsgruppe mit Mitgliedern des Pfarreirates und anderen Personen aus den Gemeinden hat sich vor einem Jahr zusammengefunden um sich zunächst den Ist-Zustand anzusehen.
„Wir haben uns zunächst intensiv mit kommunalen und kirchlichen Daten auseinandergesetzt, uns unter anderem den Demografiebericht angesehen und geschaut, wie die einzelnen Gemeinden geprägt sind“, erzählt Marlies Terbeck, Pastoralreferentin der Pfarrei. Eine Erkenntnis: Die traditionellen Anknüpfungspunkte der Seelsorge an die Amtshandlungen schwinden, denn: 30 Prozent der Kinder von Christen werden nicht getauft, 10 bis 15 Prozent der getauften Kinder gehen nicht zur Erstkommunion und etwa 25 Prozent der Erstkommunionkinder gehen nicht zur Firmung. „Außerdem haben wir festgestellt, dass viele engagierte Christen außerhalb der Kirche in Vereinen aktiv sind, die sich dadurch nicht auch noch in kirchlichen Gremien einbringen können, sich uns aber durchaus zugehörig fühlen“, sagt Pfarrer Martin Peters. Zudem seien durch die Fusion der der drei Gemeinden zwei Drittel der bisherigen Verantwortungsträger aus dem Pfarreirat und Kirchenvorstand ausgeschieden. Bildeten früher zwölf Vertreter jeder Gemeinde einen eigenständigen Pfarrgemeinderat, sind es jetzt nur noch zwölf Vertreter – vier aus jeder Gemeinde –, die den Pfarreirat bilden. „Dadurch sind an mancher Stelle die Ansprechpartner vor Ort weggebrochen, für die Gemeindemitglieder, die manchmal nicht wissen, an wen sie sich wenden können, und auch für die Vereine, die für das Netzwerk im Ort wichtig sind“, sagt Martin Peters. Regelmäßig tagende Gemeindeausschüsse, die die Gemeinde vor Ort lebendig halten, seien sinnvoll, erkannte die Steuerungsgruppe in ihrer Arbeit.
Diese und viele andere Erkenntnisse der Analyse stellte die Steuerungsgruppe bei der Pfarreiversammlung am Montag vor. Und fragte auch die 90 versammelten Mitglieder der drei Gemeinden und die Vertreter der hiesigen Verbände und Einrichtungen: Welche Visionen habt ihr von Kirche? Ihre Ideen schrieben die Besucher auf Karten, tauschten sich im Anschluss in kleineren Gruppen darüber aus und schrieben diese Ergebnisse wiederum auf Karten. Die Steuerungsgruppe wird sich in nächster Zeit mit den Ideen der Gemeindemitglieder beschäftigen. „Wir werden dann sehen, welche Vorschläge öfter gekommen sind und ob sich ein roter Faden hindurch zieht“, blickt Martin Peters voraus. Bei ersten Blick sei schon aufgefallen, dass es oft um Kinder und Jugendliche geht und darum, den Einzelnen im Blick zu haben. „Was können wir da konkret für Angebote schaffen und welche schaffen wir auch mit den Kräften, die wir haben?“, das seien die beiden Fragen, sagt Peters. „Können Kräfte gebündelt werden und können die Gemeinden, wie zum Beispiel bereits bei der Firmvorbereitung, mehr zusammen machen?“ Ein Vorschlag aus der Versammlung war, gemeinsame Familien- und Kindergottesdienste an wechselnden Orten zu feiern.
Nachdem die Steuerungsgruppe die Aussagen und Überlegungen der Pfarreiversammlung gesichtet hat, wird sie in den kommenden Monaten – in Abstimmung mit dem Pfarreirat – ein Leitbild entwickeln, Schwerpunkte benennen und konkrete Maßnahmen vorschlagen. Diese sollen dann im kommenden Jahr bei einer erneuten Pfarrversammlung vorgestellt und besprochen werden.