Kirchengeschichte St. Matthäus


Heilige Liudger auf seinem Weg von Essen-Werden über Hervest und Wulfen gen Norden auch auf dem Haupthof zu "Wulfhem" eine Kapelle errichtet hat und ihr den Apostel und Evangelisten Matthäus zum Patron gab. Denn die Grafen von Werden hatten Eigentum in

Wulfen. Wulfen ist eine selbstständige Gründung durch die Grafen von Wulfhem, die hier auf dem Haupthof wohnten. Die heutigen Straßenbezeichnungen "Burghof" und "Burgring" erinnern an den Standort einer Burg Wulfhem. Also ist die Urpfarre von St. Matthäus in Wulfen eine der ältesten Kirchen im Bistum Münster.

Von den ersten Bauten ist nichts mehr zu finden.  Eine alte Chronik berichtet, dass die Kirche vor dem dreißigjährigen Krieg schon drei Bauperioden hatte. Im Laufe der Jahrhunderte ist sie immer wieder erneuert und umgebaut worden. Die Ostausrichtung hat unsere Kirche aber immer behalten. Die Beter im Gotteshaus schauen nach Osten, der Richtung des Sonnenaufgangs. Die aufgehende Sonne ist ein Symbol für Christus, für das Leben, für das Heil der Welt.

Zwischen 1823 und 1825 wurde das Kirchenschiff gebaut, das durch den Turm von 1854 und den Ostchor von 1863 vergrößert wurde. Diese beiden jüngeren Bauabschnitte überdauerten die Bombardierung in den letzten Tagen des Krieges am 22. März 1945 und stehen bis heute. Das alte Gotteshaus wurde bis auf Turm und Ostchor durch diesen verheerenden Bombenangriff zerstört.

Bei der Suche nach einem tüchtigen Baumeister wurde vom bischöflichen Generalvikariat der Architekt Dipl. Ing. Bernd Kösters, Münster, empfohlen. Professor Kösters legte im Juni 1947 die ersten Pläne vor. Unter Erhaltung und Einbeziehung des alten Turmes und Chores in den Neubau verlagerte er das neue Schiff nach Norden und verlängerte die Ausmaße nach Westen und Osten über den früheren Grundriss hinaus. Im Turm steht der Taufstein und im Chor wurde die Sakristei eingerichtet.

Der mächtige aus Baumberger Sandstein gefertigte romanische Taufbrunnen aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts steht nahezu von Beginn an in unserer Kirche. Vermutlich wurde er erst einige Jahrzehnte später angeschafft, da nach der Fertigstellung der Kirche für einen so kostbaren Taufstein zunächst das Geld fehlte. Durch alle Kriege und Wirren hindurchblieb er uns erhalten und ist somit das ursprünglichste Zeugnis unserer Kirche. Er ist verziert mit zwei aus Gesichtsmasken und Tierfratzen bestehenden Palmetten- und Weinlaubfriesen. Taufsteine wurden immer prächtig geschmückt, weil die Taufe das grundlegende Sakrament ist. Christus hat seiner Kirche den Auftrag hinterlassen: "Macht alle Menschen zu meinen Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19)

Das große ausdrucksvolle Barockkreuz zeigt einen Corpus mit pathetisch geöffnetem Mund und ist überaus fein und differenziert gearbeitet. Es hing Jahrhunderte lang bis zur Zerstörung der Kirche 1945 im Chorraum über dem Altar. Durch den Bombenangriff hat der Korpus sehr gelitten. Dieses soll spätere Generationen an das furchtbare Geschehen in unserer Gemeinde erinnern.

Später hat es hat einen sehr schönen Platz in der Taufkapelle erhalten. Bei der Betrachtung des Kreuzes mag mancher denken:Warum Kreuz und Leid? Auf die Frage gibt nur einer Antwort: Unser Herr Jesus Christus, der es selbst erduldet hat.

Die Pietá ist die wertvollste Figur unserer Kirche. Das qualitätsvolle Vesperbild aus dem frühen 15. Jahrhundert ist eine bemerkenswerte Arbeit des beginnenden "weichen Stiles" und zeigt Maria in steiler Haltung thronend, auf ihren Knien ihr vom Kreuz herabgenommener Sohn Christus. Zu allen Zeiten haben, sich Menschen im Gebet vertrauensvoll an die schmerzhafte Mutter gewandt und Trost in aller Bedrängnis gefunden.

Immer brennen Opferkerzen vor der Pieta. Sie sind Ausdruck vieler unausgesprochener Gebete.

Bis zur Restaurierung bekamen wir von der gräflichen Familie des Schlosses Lembeck einen großen Kreuzweg geliehen. Von 1953 an hatte er in unserer Kirche gehangen. Ein

Aufruf von der Kanzel, ein neuer Kreuzweg aus Bronzetafeln könne angeschafft werden, den der Bildhauer Heinrich-Gerd Bücker aus Vellern erstellt hat, brachte soviel Spender einzelner Stationen, dass schon nach drei Sonntagen, gesagt werden konnte, für alle Stationen sei ein Spender gefunden. Dieser Kreuzweg wurde dann am ersten Fastensonntag 1972 feierlich eingeweiht. Jesus ist für uns den ersten und eigentlichen Kreuzweg gegangen. Wir können über den Kreuzweg nicht reden und ihn auch nicht einfach anschauen. Den Kreuzweg sollten wir betend gehen.

(entnommen dem Flyer, der im Jahre 2003 zur fünfzigsten Wiederkehr der Neueinweihung der St. Matthäus Kirche erschienen ist...)